Das Guajara-Veilchen ist ein weiteres Schmuckstück in der Kollektion der Teide-Flora im Teide Nationalpark.
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Im Teide Nationalpark gibt es immer noch etwas zu entdecken
Man könnte annehmen, dass es auf dem Teide und im meistbesuchten Nationalpark Europas nichts Neues mehr zu entdecken gäbe.
Ganz im Gegenteil ist es jedoch so, dass kaum ein Jahr vergeht, in dem dank der zahlreichen und andauernden wissenschaftlichen Untersuchungen nicht eine neue Tier- oder Pflanzenart entdeckt, eine archäologische Entdeckung gemacht oder eine spezifische geologische Formation analysiert wird.
Unter all diesen Entdeckungen erscheint es überraschend, dass kürzlich eine neue Veilchenart katalogisiert wurde, die sich in die lange Liste der exklusiv im Teide Nationalpark heimischen Pflanzenarten einreiht.
Die alten Schäfer und Bergsteiger kannten die Population der „etwas seltsamen“ Veilchen am Südhang des Berges Guajara natürlich, doch erst vor kurzem wurden die Unterschiede mit den berühmten Teide-Veilchen, die sogar noch auf dem Gipfel dieses Vulkans wachsen, in Form und Genetik wissenschaftlich identifiziert.
Das bedeutet, die Teide-Flora bietet nicht nur eine, sondern zwei endemische Veilchenarten.
Was ist eine endemische Art und warum gibt es so viele davon im Teide Nationalpark?
Dass eine Pflanzen- oder Tierart endemisch ist, bedeutet, dass sie nur an einem bestimmten Ort natürlich vorkommt und einen exklusiven Lebensraum bewohnt.
Ein Beispiel: Gelbschenkelmöwen sind auf den Kanarischen Inseln heimisch, da sie niemand hierher gebracht hat, sondern sie auf eigene Faust gekommen sind. Sie bewohnen jedoch auch einen Großteil des Rests der Welt.
Die Lorbeertaube und die Kanarentaube hingegen sind in den Wäldern von Teneriffa, Gran Canaria, La Palma, La Gomera und El Hierro endemisch, denn die Vorfahren dieser Tauben, die auf die Inseln kamen, entwickelten sich hier zu einer anderen Art und sind daher nirgendwo sonst auf der Erde zu finden.
Der Bereich, in dem eine endemische Art lebt, kann relativ groß oder klein sein: Eine Region, ein Berg oder eine Höhle. Je kleiner ihr Habitat ist, desto gefährdeter ist eine Art. Jede Veränderung ihrer Umwelt kann zu ihrem Aussterben führen, wenn es nicht an anderen Orten noch weitere Populationen gibt.
Sowohl das Teide-Veilchen sowie das Guajara-Veilchen leben in sehr begrenzten Bergenklaven auf Teneriffa.
Diese Pflanzen des Teide, das Teide-Veilchen und das Guajara-Veilchen, sind nur zwei Beispiele für den illustren Kreis der einzigartigen Arten, die im Nationalpark leben.
Es gibt siebzehn einzigartige Pflanzenarten und mehr als hundert Arten endemischer wirbelloser Tiere wie Spinnen, Käfer, Fliegen, Blattläuse und Bienen, die sich in ihren Merkmalen von denen des restlichen Planeten unterscheiden. Und in kurzen Zeitabständen werden neue Arten entdeckt!
Dieser Reichtum von auf dem Teide lebenden Pflanzen- und Tierarten hat sich durch die Anpassung an die spezifischen und anspruchsvollen Lebensbedingungen entwickelt. Diese Arten sind in der Lage, extreme Temperaturunterschiede am Tag und in der Nacht, sehr niedrige Luftfeuchtigkeit und enorme Sonneneinstrahlung, starke und böige Winde, wenig fruchtbare Vulkanböden und so wenig Niederschlag, wie in einer Wüste, zu überleben. Trotzdem, oder eher genau deswegen, ist der Teide ein prachtvoller Garten mit unglaublichen Arten.
Ganz nach Jurassic Park: Das Leben findet einen Weg.
Die Geschichte der Entdeckung des Guajara-Veilchens
Das Teide-Veilchen ist die berühmteste Schwester der 5 endemischen Veilchenarten, die auf den Kanaren wachsen.
Dieses Exemplar der Flora des Teide Nationalparks wurde zum ersten Mal vom Botaniker und Astronom Louis Feuillé zu Beginn des 18. Jahrhunderts beschrieben, der bei einem der ersten Versuche, die Höhe dieses Vulkans zu messen, den Teide bestieg.
Zum Ende des Jahrhunderts beschrieb kein Geringerer als Alexander von Humboldt das Teide-Veilchen in seinem Kapitel über Teneriffa, als Teil seines Werks Reise in die Äquinoktial-Gegenden des Neuen Kontinents. Ihm verdanken wir auch den wissenschaftlichen Namen Viola cheiranthyfolia.
Das Teide-Veilchen hält den Rekord der in Spanien am höchsten wachsenden Blume und ist sogar noch in 3.700 Metern Höhe zu finden.
Ungefähr tausend Meter weiter unten und knapp sieben Kilometer Luftlinie entfernt lebt Viola guaxarensis oder das Guajara-Veilchen.
Erst im Jahr 2020 wiesen die Biologen Manuel Marrero, Jose Luis Martín Esquivel, José Docoito und Manuel Suárez in Ihren Arbeiten nach, dass das Guajara-Veilchen eine andere Art ist.
Eine weitere Veilchenart betrat offiziell das Podium der weltweit am meisten gefährdeten Pflanzenarten.
Um ihren Fortbestand zu sichern, wurde in den letzten Jahren eine Reihe von Zäunen errichtet, um die in den Park eingeführten Pflanzenfresser (Mufflons und Kaninchen) daran zu hindern, diese kleine überlebende Population auszulöschen. Doch auch die Gefahr des Klimawandels wiegt schwer für die Veilchen.
Das Teide-Veilchen und das Guajara-Veilchen, zwei herausragende Bergexperten
Veilchen sehen zart aus und machen nicht den Eindruck, starken Wettereinflüssen standhalten zu können.
Doch auch unter den Extrembedingungen auf den Gipfeln des Teide und Montaña Guajara schenken uns die Teide-Veilchen und die Guajara-Veilchen in jedem Frühling ihre wundervolle lila Blütenpracht.
Sie können sich beide Arten, die zur Flora des Teide Nationalparks gehören, im Botanischen Garten El Portillo ansehen und subtile Unterschiede der Blatt- und Blütenform ausmachen. Im Botanischen Garten wird versucht, das Überleben beider Arten durch das Sammeln von Samen für die Nachzucht zu sichern.
Artikel von María Mengual, Beraterin und Vermittlerin unseres Natur- und Kulturerbes. Wir danken José Luis Martín Esquivel, dem Koordinator des Schutzgebiets des Teide-Nationalparks, für seine Vorschläge zur Verbesserung der inhaltlichen Präzision des Beitrags.